Tina Brömme erinnert sich an ihre erste Veröffentlichung

Es gibt wohl keinen Autor, für den es nicht ein Highlight seiner Karriere ist, sein erstes eigenes Buch in den Händen zu halten! Hier erinnert sich Tina Brömme an diesen bewegenden Moment.

 

Tina_Brömmes_erstes BuchEs war das Jahr 1995. Mein 30ster Geburtstag lag frisch hinter mir. In den Buchhandlungen stapelten sich Hera Lind und Gaby Hauptmann und ich dachte, so langsam müsste ich mal meine Karriere als Schriftstellerin beginnen. Ich glaube nicht, dass ich mir große Sorgen machte, dass dies nicht klappen könnte. Ich versuchte seit einigen Jahren mit einem guten Freund irgendwie im Bereich Drehbuch Fuß zu fassen, aber das kam uns bald als zu schwieriges Unterfangen vor. Eine Haifischbranche – wie nett waren Buchmenschen! (Und diese Weisheit hat sich offen gestanden bis heute bewahrheitet – aber vielleicht beweist mir mal noch jemand das Gegenteil).

Was Hera Lind, Gaby Hauptmann und Eva Heller konnten (Letztere hatte ich sehr gerne gelesen), kann ich auch, dachte ich mir weiter. Und plante, den »großen, deutschen Singleroman« zu schreiben – denn es war die erste Hoch-Zeit der Singles und ich war einer von ihnen. Statt also mit einem Liebsten zu schmusen, haute ich in die Tasten. Hatte ich einen Plan? Einen Plot? Ein Exposé? Ich weiß es nicht mehr. Ich wusste damals in jedem Fall, meine Heldin sollte am Ende immer noch Single sein und das Buch würde 52 Kapitel haben – für jede Woche im letzten Jahr ihres Daseins mit einer 2 am Anfang eines. Es würde am Tag ihres 30. Geburtstags enden. Außerdem war der Name schnell klar: Eva Adamsky – die Eva von Adam sozusagen, ich liebe so unauffällig sprechende Namen. Außerdem hatte jedes Kapitel eine Überschrift, die der Titel einer Hit-Single war – schließlich ging es ja um Singles. Ja, ja, die Postmoderne hatte auch mich im Studium schwer gestreift.

Ich machte mich munter ans Werk. Abends, wochenends, in den Ferien. Ich habe damals Fulltime gearbeitet, erst bei einer Film-Produktionsfirma als Sekretärin, dann als redaktionelle Mitarbeiterin beim Bayerischen Rundfunk. Stressige Jobs. Und dennoch habe ich geschrieben und geschrieben. Immer weiter. Mein bester Freund war Testleser. Streng, gut, gerecht. Vor allem war er mein seelischer Unterstützer, mein bei-der-Stange-Halter. Irgendwann hatte ich knapp 300 Seiten geschrieben. Wir fotokopierten uns einen Wolf, fuhren nach Frankfurt zur Buchmesse und klapperten die Verlage ab, die lustige Frauenbücher im Angebot hatten. Was ich mich nie getraut hätte, mein Begleiter machte das mit Links: Einfach einen anquatschen, der wie ein Lektor, eine Lektorin aussah, und ihnen mein Manuskript in die Hand drücken. Das ging damals tatsächlich noch! Natürlich rieten sie uns, es nach der Messe zu schicken. Klar. Nur der dtv-Lektor las sich gleich fest. Gefiel ihm wohl. Gehört haben wir nie wieder von ihm. Nach der Messe verschickten wir also an mindestens 15 Verlage das Manuskript und dann ging das große Warten los. Nichts tat sich. Die erste Absage. Nichts tat sich. Die nächste Absage. Irgendwann: Ein Anruf eine großen Publikumsverlags. Sie würden es nehmen, wenn ich der Heldin ein Happy-End gönnen würde. Niemals. Seltsam, obwohl ich so sehr darauf hoffte, dass mein Buch veröffentlicht würde, kam mir nicht eine Minute in den Sinn, den Schluss zu ändern. Der war für mich das Wichtigste an dem ganzen Ding. Dann halt nicht, dachte sich der Publikumsverlag sicher. Wir warteten weiter. Und irgendwann fiel uns »Frauen, die Prosecco trinken« in die Hände. Ein aktueller Bestseller des Verlags Reclam Leipzig. Hatten wir nicht eine Kommilitonin, die den Cheflektor kannte? Wir hatten. Und mit einem netten Gruß von ihr verschickten wir das Manuskript an ihn. Das war an einem Mittwoch. Am Dienstag darauf kam ich gegen sieben Uhr abends von der Arbeit. Und das Faxgerät blinkte. Die ersten Worte, die mich ansprangen, lauteten: »Das Buch kann im Februar 1998 erscheinen. Erstauflage: 10.000 Exemplare.« BroemmeReclamIch glaube, ich bin vor Freude und Schock in die Knie gegangen. In einem Jahr (ein unvorstellbar langer Zeitraum!) würde mein erstes eigenes Buch erscheinen. Es gibt tatsächlich fast nichts (außer äußerst frischer Verliebtheit und ein Baby), was dieses Gefühl toppt.

Im Februar 1998 erschien mit einem wunderschönen Cover »So toll kann doch kein Mann sein«. Zeitgleich trafen noch ein paar Absagen von anderen Verlagen ein. Der Schluss übrigens, blieb so, wie er war. Kein Happy End für die Heldin. Aber eines für mich.

 

LYX-Autorin Tina Brömme

Tina Brömme, geboren 1965 in Karlsruhe, hatte schon früh einen Computer, auf dem sie erste Kurzgeschichten verfasste. Sie lebt mit ihrem absoluten Nicht-Nerd-Mann und ihrem Digital-Native-Sohn in München, wo sie witzige Frauenbücher und spannende Jugendthriller schreibt und fürs Fernsehen arbeitet.

Ihr neuester Roman „Wie programmiert man Liebe“ erscheint im Juni 2016 bei Egmont LYX.