Anna Jansen von KiWi empfielt euch ein Herzensbuch: »Lila, Lila« von Martin Suter

Diese Geschichte sah ich ausnahmsweise erst einmal auf Leinwand bevor ich den Roman las. Ich hatte von »Lila, Lila« bis dahin nämlich nichts gehört, obwohl Martin Suter das Buch bereits 2004 veröffentlichte. Erst fünf Jahre später sah ich die deutsch-schweizerische Film-Produktion im Kino und traf damit sozusagen Daniel Brühl und Hanna Herzsprung vor David Kern und Marie Berger. Genau gesagt war das 2009 und in dem Jahr, in dem ich meine Ausbildung zur Medienkauffrau bei einem Verlag in Aachen begann. Dieser Step in meinem Lebenslauf soll später noch eine Rolle spielen…

Nun aber erstmal zur Geschichte – zum so tollen Buch – dessen Plot im Grunde sehr schnell erzählt ist: Der schüchterne David Kern ist Kellner und in Literaturwissenschaftlerin Marie verliebt, mit der er erst und auch nur deshalb zusammen kommt, weil er vorgibt ein Schriftsteller zu sein. Er findet nämlich zufällig ein Manuskript in einem Nachttisch, den er auf dem Flohmarkt kauft und schreibt kurzerhand seinen Namen darauf. Marie findet den Text – natürlich – großartig, schickt ihn zu einem Verlag, der ihn – natürlich – veröffentlichen will. David wird zu einem gefeierten Bestsellerautor und verstrickt sich in einem Lügennetz, in das zu seinen Ungunsten noch der augenscheinliche echte Autor platzt. Der Rest verbleibt dann nicht nur bei der Liebesgeschichte, sondern entwickelt sich zu einem Drama und sogar zu einer Art Thriller und müsst ihr selbst nachlesen …

Die Geschichte erscheint im ersten Erzählen so vorhersehbar und doch packte sie mich durch die verschiedenen Elemente wie Komik, Drama und Spannung sowohl im Kinosessel als auch auf dem Sofa beim Lesen. Sicher lag das auch daran, dass ich selbst zeitgleich versuchte, durch meine Ausbildung zur Medienkauffrau das Mysterium der Verlagsbranche zu ergründen. Und wie wahrscheinlich so manch anderer Verlagsmitarbeiter, träumte auch ich davon, selber zu schreiben und zu veröffentlichen. Es war also Martin Suter, der mich den Sog des Literaturbetriebs spüren lies und mir den ersehnten Blick hinter die Kulissen einer Branche gab, von der ich so gern ein Teil sein wollte: Literaturagenten, Buchmessen, Autorenlesungen und der ganze weitere Rummel rund ums geschriebene Wort. Dass der Literaturbetrieb bei Suter eher einem Haifischbecken gleicht, schreckte mich nicht ab, sondern machte mich nur noch neugieriger. Heute weiß ich:  Ein Funken Wahrheit steckt schon in dem Text. Die Haifische um mich herum sind allerdings sehr zutraulich 😉 Den Praxistest könnt ihr dann auf der #lbc16 machen!
Dem frischen Bestsellerautor David Kern wird der ganze Rummel jedoch schnell zu viel. Nicht zuletzt, weil er nicht nur seinen Kollegen und den Lesern vorgibt, jemand zu sein, der er nicht ist, sondern auch seiner eigenen Freundin. Daraus ergibt sich eine zweite interessante Ebene in der Geschichte: Identität. Die große Frage einer ganzen Generation: Was bin ich und was muss ich sein – um Erfolg und Liebe zu bekommen?

Anna Jansen_klein
Dieses Buch macht einfach Spaß!
Anna Jansen von KiWi