Ein altes Herzensbuch – aktueller denn je

Tina von Bastei Lübbe erinnert sich an ein Buch, welches ihr per Zufall mit sieben Jahren geschenkt wurde und bis heute Spuren hinterlassen hat.

 

Die Welt ist in Aufruhr. Positive Nachrichten, die einen nicht sofort nachdenklich stimmen, ins Zweifeln bringen oder völlige Fassungslosigkeit auslösen, muss man in diesen Tagen mit der Lupe suchen. Besonders rege ich mich über die vielen Idioten dieser Welt auf, die mit Hasskommentaren Stimmung machen. In die völlig falsche Richtung.

Immer dann, oder spätestens dann, erinnere ich mich an dieses eine Buch zurück, das mich in der Kindheit so maßgeblich beeindruckt und für immer Spuren hinterlassen hat. Im Klappentext des 1987 erschienenen kleinen Büchleins heißt es: »In diesen zwölf Geschichten wird erzählt, wie Streit, wie Kriege entstehen können – und wie die Menschen sich wieder vertragen, wie sie Frieden schließen können. Frieden beginnt dort, wo Menschen gelernt haben, richtig miteinander zu leben.«

Es handelt sich um die »Friedensgeschichten« von Gudrun Pausewang. In diesen Kurzgeschichten geht es aber nicht nur um Frieden, das Buch handelt auch von Freundschaft, von Mut und von Menschen, die richtige Zeichen setzen. So erzählt Pausewang unter anderem von zwei feindlichen Soldaten, die, anstatt aufeinander zu schießen, lieber gemeinsam Forellen fangen, von Sascha und Elisabeth, die als Außenseiter zueinander finden und ihrer beider Leben positiv beeinflussen, oder auch von Erwin und seiner Familie, die Giovanni begegnen und all ihre Vorurteile gegenüber Italienern über Bord werfen, weil sie ihn richtig kennenlernen …

Ich kann mich noch genau an den Moment erinnern, als ich das Buch mit sieben Jahren geschenkt bekommen habe. Eigentlich war es ein Zufall. Denn es war die Frau des Schuldirektors, die es mir im Lehrerzimmer an der Schule meines Vaters einfach so geschenkt hat. Ich weiß nicht mal ihren Namen, aber eigentlich müsste ich mich bei ihr bedanken, dass sie mich mit diesem Geschenk für immer geprägt und mir verdeutlicht hat, dass Frieden auf der Welt nur durch ein gemeinsames Aufeinanderzugehen, Verstehenlernen und gegenseitiges Verständnis erreicht werden kann. Und leider ist dieses Buch heute aktueller denn je.